Jubiläumscup des Potsdamer Yachtclubs geht an den BYC

Alexander Wanach und Wolf Drechsel, Crew der H-Jolle (Bj. 1957) „Hoola Hoop“ gewinnen Jubiläumscup.

Anläßlich des 125-jährigen Bestehens des Potsdamer Yachtclubs hat dieser einen Jubiläumscup ausgeschrieben, offen für Yachten und Jollen aller Klassen und Vereine am Wannsee. Dieser wurde im Rahmen dreier Mittwochsregatten ab dem 25.05.2016 ausgesegelt. Erfreulicherweise gelang es, den durchaus formschönen Pokal an die Sonnenseite des Wannsee zu holen.

Auf der „Tante Hula“, wie crewintern unser bewährtes Boot mit seinen vielen kleinen, aber liebenswerten Schwächen inzwischen genannt wird, herrscht Einvernehmen, daß im Sommer der Mittwoch der Höhepunkt der Woche sei. Mehrere Telephonate unter der Woche mit Diskussion von Windprognose, begangenen Fehlern der letzten Wettfahrt, zu erwartenden Gegnern und allgemeinen segelphilosophischen Erwägungen sorgen für kontinuierliche geistige Beschäftigung mit dem wesentlichen Ereignis der Woche und steigern die Vorfreude. Und so war unsere Teilnahme am Jubiläums-Cup eine Selbstverständlichkeit.

Erster Wettfahrttag.

Optimale Bedingungen für die Tante Hula – 2-3 Bft! – Dennoch: Ein Starterfeld von 56 Booten in der ersten Wettfahrt, gestartet in zwei Gruppen mit 5 Minuten Abstand, nötigte uns natürlich einigen Respekt ab. Und so ging promt der Start ziemlich in die Grütze, die Startkreuz zur Tonne 3 gelang nicht viel besser, unsere wesentlichen Angstgegner weit vor uns. In seltener Einmütigkeit der Crew wurde aber auf dem Weg von „3“ zur „5“ die rechte Bahnseite unter Vermeidung der Kladower Landabdeckung für besser befunden – was uns dann gefühlt 15 Boote einbrachte. Auch die Leetonnenrundung – dauerndes Diskussionsthema zwischen den Crewmitgliedern – an der Tonne 5 gelang. Danach setzte der Steuermann einen seiner berüchtigten Schläge, bei dem der Vorschoter vermutet, daß sie nur deswegen so passieren, weil der Steuermann grade keine Lust zum Wenden hat. Statt die „5“ zu runden, segelte er ein Stück in die völlig falsche Richtung weiter – was sich später als nachgeradezu genial herausstellte, weil wir so auf dem Weg zur Tonne 7 keinen Holschlag mehr machen mußten.

Aufgrund einer Vielzahl schmerzhafter und kostspieliger Erfahrungen kann die Crew inzwischen mit akzeptabler Wahrscheinlichkeit bestimmen, welche der grünen Fahrwassertonnen zusätzlich zu den Regattatonnen zu beachten sind – und auch diesmal gelang diese anspruchs- und gefahrenvolle Denksportaufgabe. Ein Anlieger, auf dem später sogar der Spinnaker gesetzt werden kann, ist ein Kurs, den die Tante Hula sehr mag – so konnten wir weitere Boote mitnehmen. Und auch wenn sich der Steuermann den penetranten Ermahnungen seines Vorschoters, auf Vormwindstrecken nach hinten zu schauen, weiter standhaft widersetzt, konnten wir auch im folgenden weiter Boden gut machen. Daß schließlich berechnet 5 Minuten Vorsprung vor unserem geschätzten Vereinskameraden Joachim Schmidt auf dem H-Boot „Ciao“ herauskamen, hat uns dann doch überrascht.
Ergebnisliste

Zwischenfazit.

Die Yardstick-Segelei ist ja so eine Sache – weiß man doch nie so genau, ob man nun tatsächlich gut gesegelt ist, oder es nur die Zahlenspiele gut mit einem meinen. In diesem Fall stellte sich heraus, daß die Tante Hula selbst mit einem Faktor von 101 noch haarscharf vorne gelegen hätte. Wir haben also offenbar doch einiges richtig gemacht. Man muß allerdings auch sehen, daß der Faktor 106, mit dem wir gemäß Klassenvereinigungsvorschrift segeln, wohl eher freundlich zu uns ist. Insofern ist die Entscheidung des Sportwarts, uns vereinsintern für die Saison 2016 drei zusätzliche Yardstickpunkte aufzubrummen, sicherlich richtig.

Zweiter Wettfahrttag.

Die Prognosen verhießen nichts Gutes – wenig Wind liegen der Tante Hula mit ihren 390kg Kampfgewicht gar nicht. Umso erstaunlicher für uns, daß wir dennoch – mit deutlichem Vorsprung der erstplacierten Melges24 „hard ROCK“ von J. Hartwig (PYC) – haarscharf einen zweiten Platz erreichen konnten. Offenbar gelingt es uns mit zunehmender Routine inzwischen auch bei leichtem Wind, nicht mehr völlig zu versagen. Das läßt doch hoffen, daß auch im fortgeschrittenen Alter unserer Crew noch tiefgreifende Lernprozesse möglich sind.
Ergebnisliste

Dritter Wettfahrttag.

Schon wieder nicht unser Wind! 5 Bft. mit Böen über 6 sind doch reichlich viel für die Tante Hula, die um die 20qm an den Wind bringt, und auch der „kleine“ Spinnaker mit 32qm will ohne Winschen etc. gebändigt sein. Dazu bräuchte es einen Vorschoter, der ca. 20cm mehr Körperlänge, 30kg mehr Körpergewicht und 40% mehr Muskelkraft mitbringt als der amtierende Darsteller, der ja eigentlich auf dem Korsar daheim ist. Und die Erinnerung an zwei (!) Mastbrüche, die der Vorschoter in dieser Saison mit verursacht hat, sorgten für zusätzliche Befangenheit. So fehlt der Crew an diese Wettfahrt weitǵehend die Erinnerung außer – Kampf, Kampf, Kampf – und jede Menge Chaos an Bord. Ein unerwarteter zweiter Platz hinter dem H-Boot „Heaven Can Wait“ GER 1100 von Stefan Koppin (WSV) war die Belohnung für diese heroische Leistung – und die Einsicht, daß eine kleinere Fock für solche Bedingungen doch zweckmäßig sein könnte. Inzwischen wurde eine Korsar-Fock aus dem Fundus des Vorschoters getestet und für tauglich befunden.
Ergebnisliste

Endfazit.

Auch wenn’s zum Teil hart war und Nerven gekostet hat – es ist eine schöne Segelei am Wannsee, auf der Tante Hula und im BYC. Die Verfasser dieses Pamphletes sind stolz darauf, den Pokal zu uns geholt zu haben und würden sich jederzeit bemühen, es wieder zu tun.

Endergebnis