Europameisterschaft
Vom 18ten bis 26ten Oktober hat die Flying Dutchman Klasse im spanischen Cadiz ihre Europameisterschaft veranstaltet. Unter den insgesamt 62 Teilnehmenden Teams aus 10 Nationen waren dabei auch zwei Teams mit BYC-Beteiligung: GER-17 mit Markus und Joshua von Lepel (beide BYC) und GER-171 mit Moritz Reumschüssel (BYC) an der Vorschot von Steuermann Max Jambor von der TSG1898 Grünau.
Der Bootstransport an die süd-westlichste Spitze Spaniens wurde dabei glücklicherweise mittels Speditions-LKWs erledigt, die zwei Wochen vorher noch mit kalten Fingern nach der Deutschen Meisterschaft in Wismar beladen wurden. So konnten die Sportler komfortabel per Flugzeug anreisen und auf der Reise schonmal entspannt von Sonne, türkisem Wasser und Palmen träumen. Und ihre Träume sollten nicht enttäuscht werden: Bei 24 Grad und Sonne war im Hafen von Puerto Sherry absolute Sommerstimmung angesagt und der Hafen war schon zwei Tage vor dem ersten Startschuss voller fröhlicher FD-Segler, die letzte Leinen austauschten, die Boote nochmal polierten und alle Komponenten im Vermessungszelt abzeichnen ließen.
Am Montag war in spanischer Gemütlichkeit dann für 12 Uhr der Erste Start geplant. Nur die Segelbedingungen wollten nicht so recht. Bei ablandigem Wind aus Süd-Osten drehte der Wind hin und her und die Wettfahrtleitung zog erstmal die Startverschiebung hoch, so dass die Hufe-scharrenden Segler an Land warten mussten. Gegen 16 Uhr hieß es dann aber endlich Ablegen bei guten 3 Bft. Die Tonnen wurden zur Überraschung einiger Teams in der Cadizer Bucht ausgelegt, so dass das Wettfahrtgebiet vom Hochseehafen und einer Brücke in Luv begrenzt wurde. Die entsprechend drehenden und Böigen Bedingungen auf dem Wasser lösten bei den Binnensee-erprobten Berliner Crews aber eher Heimatgefühle aus und so lagen nach der ersten Kreuz die von Lepels in Schlagweite knapp hinter den Top Ten, eng gefolgt von Max und Moritz.
Max und Moritz kurz nach der Leetonnenrundung
Doch kurz bevor es um die nächste Tonne gehen sollte, war schon wieder Schluss. Während das Hauptfeld noch mit ordentlich Fahrt um den Kurs fuhr und sich wunderte, was ihnen das Motorboot der Wettfahrtleitung mit der Flagge für Rennabbruch sagen wollte, war für die Ersten der Wind um 180 Grad gedreht und schon wieder fast eingeschlafen. Letztlich ging es dann für alle wieder in den Hafen, der wegen des immer leichter werdenden Windes schon schwer zu erreichen war. Am Ende des ersten Tages waren daher gemischte Gefühle vorherrschend: sollte sich der Atlantik etwa als drehiges Leichtwindrevier entpuppen?
Doch am nächsten Tag zeigte Cadiz, wofür die Segler gekommen waren: Während beim Rausfahren noch lockere 3 Bft aus Südost bliesen frischte der Wind über den Tag immer mehr auf, so dass im letzten der drei Rennen gute 5 Windstärken die Crews zum Schwitzen brachten. Dass die Halsentonne des Dreieckskurs recht nah in Strandnähe und ziemlich in der Landabdeckung lag sorgte dabei bei dem ein oder anderen heißblütigen Taktiker an Bord für zusätzliche Transpiration. Mit Platzierungen 9-16-22 von Max und Moritz und 19-10-10 von Markus und Joshua waren dann im Hafen aber alle wieder abgekühlt und zufrieden über einen soliden Start in die Regatta.
Joshua und Markus mit weiß/rotem Spi und roter Kappe in der Spitzengruppe mit dabei
Am Mittwoch machte der Wind den Seglern dann den nächsten Strich durch die Rechnung: mit 25 bis 30 Knoten Wind im Regattagebiet entschied sich die Wettfahrtleitung dagegen, rauszufahren und sagte die Rennen schon frühzeitig am Tag ab. So konnten die Segler die schönen Sandstrände um Cadiz erkunden oder sich durch die vielen Fischrestaurants im Hafen probieren. Damit war allerdings auch klar: der ursprünglich für Donnerstag geplante Reserve- und Pausentag würde flachfallen. Für Mittwochabend war auch das Championship-Dinner geplant – in Annahme eines freien Tages am Donnerstag mit anschließender Party. Doch auch hier bewiesen die Segler ihre Anpassungsfähigkeit. Trotz der unvorhergesehenen Umstände wurde im Restaurant vom spanischen FD-Segler Pepe ordentlich zugelangt. Zu Tapas, Paella und Iberico-Schinken ließen sich alle auch die wichtigste lokale Spezialität schmecken: den Sherry.
Am Donnerstagmorgen wurde dann erstmal wieder auf konstante Winde gewartet, was den feierwütigen die Möglichkeit gab, sich vom Vorabend zu erholen. Am Nachmittag wurde dann aber doch noch gesegelt. Bei guten 4 Windstärken kam der Wind diesmal vom Westen. Die sich dadurch langsam aufbauende Welle ließ die FDs auf den Raumschots- und Vorwindkursen ins Surfen kommen und alle auf ihre Kosten kommen. Bei der einen Wettfahrt des Tages konnten Markus und Joshua mit einem starken 9. Platz an ihre Serie anschließen. Max und Moritz wurden 15te. An der Spitze des Feldes zeichnete sich am Ende des Tages ein spannender Titelkampf ab: die ersten Fünf Boote lagen eng beieinander. Mit zwei deutschen, einem italienischen, einem ungarischen und einem holländischen Team in Schlagweite sah alles nach einem spannenden Finale an den letzten beiden Segeltagen aus.
Markus und Joshua eng an der Halsentonne
Auch am Freitag konnte nicht zur geplanten Startzeit gestartet werden weil der Wind sich erst stabilisieren sollte. Als die Segler nach kurzer Siesta im Hafen dann aber doch rausgeschickt wurden staunten einige nicht schlecht: Kaum waren sie um den Molenkopf gebogen kündigte eine dunkle Wolke über dem Meer ungemütliche Bedingungen an. Die brachte neben leichten Regen auch ordentlich Wind mit, so dass beim Rauskreuzen zum Regattakurs schon alle Trimmmöglichkeiten ausgeschöpft werden mussten, um die Boote im Sturm noch kontrollieren zu können. Hinter der Front am Start der ersten Wettfahrt des Tages wurde der von der See kommende Wind zwar etwas ruhiger, aber mit Wind über 20 Knoten blieben die Bedingungen insgesamt sportlich. Der knappe Zwischenstand in der Gesamtwertung spiegelte sich dann auch im Startverhalten wider: Nach dem zweiten allgemeinen Rückruf mit der Black-Flag-Regel brauchte die Wettfahrtleitung schon einige Minuten, um die Segelnummern aller disqualifizierten Frühstarter auf die ausgehängte Tafel zu schreiben. Für die vielen Boote über der Startlinie waren aber nicht nur die großen Ambitionen verantwortlich. Die Abnehmenden Flut sorgte am Start für Strom von Lee und schob einige der Starter die entschiedenen Meter nach vorne.
Beim anschließenden dritten Startversuch blieb der Rückruf-Wimpel dann aber untern und die FDs flogen Richtung Tonne 1. Die BYC-Crews hatten die Startkreuz in den schwierigen Bedingungen wieder gut getroffen und kamen beide in der Spitzengruppe an. Auf dem anschließenden Dreieck blieben Markus und Josh auf dem Weg, ganz nach vorne zu fahren aber beim Überholen unerwartet heftig im Windschatten eines anderen Bootes stecken, verloren Fahrt und Gleichgewicht und fanden sich schwimmend neben ihrem gekenterten FD wieder. Max und Moritz hingegen gelang ein besonderer Streich. Von den Überlebensbedingungen angespornt kamen sie als vierte ins Ziel, was im Hafen durch weitere Frühstarter sogar als zweiter Platz gewertet wurde.
Max und Moritz in der stürmischen See
Zum Abschlusstag gab es dann nochmal zwei Rennen. Zwar hatte der Wind auf moderate 3 Bft nachgelassen, die große Welle vom Vortag war aber geblieben. Mit den Bedingungen kamen die Berliner Teams zunächst nicht gut zurecht. Im zweiten Rennen des Tages und letzten Rennen der Meisterschaft frischte es dann aber wieder mehr auf und die BYC-Crews schafften es wieder, ihre Boote schnell zu trimmen. Nach einem Dreieck lagen sie auf Platz 6 und 8. Doch diesmal hatten die vorne liegenden Max und Moritz das Nachsehen: eine weitere dunkle Wolke brachte kurzzeitig 6 Windstärken mit sich, so dass bei der Annäherung ans Luv-Fass einige Crews schon die Vorsegel weggerollt hatten. Die beiden Segler, die die Tonne grade gerundet hatten, entschieden sich trotzdem, den Spinnaker zu setzen – Übermut der mit einer Kenterung und ein paar Schwimmeinheiten im Atlantik bestraft wurde. Die besonneneren von Lepels hingegen schätzten die Situation besser ein und fuhren nur unter Großsegel an den schwimmenden vorbei, um ihren Spi erst nach der Front zu setzen. So sie zu einem starken siebten Platz im letzten Rennen.
Auch im Endergebnis fanden sich beide Crews nah beieinander: Max und Moritz werden 11te und Markus und Joshua 12te nach 7 Wettfahrten. Gratulation gehen an die neuen Europameister Szabolcs Majthenyi und Andras Domoskos aus Ungarn die mit einem Punkt vor Kai-Uwe Lüdtke und Kai Schäfers ( YCBG/HYC ) die Regatta für sich entscheiden konnten.
Während die Berliner Segler mittlerweile wieder im deutlich kälteren Berlin angekommen sind, bleiben die FDs in Puerto Sherry liegen, wo im April die Weltmeisterschaft 2025 stattfinden wird. Wir freuen uns schon wieder auf herausforderndes Segeln in Cadiz!
Moritz Reumschüssel