Der Flaggenmast steht!

100 Tonnen | 10 Räder | 1 Holzmast

Eine kleine Zusazuaufgabe beim Slippen hatte in diesem Jahr der Kranführer noch zu erledigen.

Nein – keinen besonders schweren „Kahn“ aus einer eigentlich unmöglichen Ecke holen und direkt am Nordsteg ins Wasser setzen…

Der neu gefertigte Flaggenmast ist wie geplant fertig und sollte nun noch schnell an seinem angestammten Platz aufgestellt werden. Durch den Bruch eines Blockes wurde es dann aber doch ein sehr hartes und langwieriges Stück Arbeit.  Mit dem Know-How der Club Profis und vereinten Kräften am Seil ist am Ende alles gut gegangen, dazu gab es auch schnee-grieselenden Gruss von ganz oben.

Treffpunkt Flaggenmast komplett!

Damit hat der Club sein Herzstück zurück und der BYC-Stander wird nach unserem Ansegeln wieder weithin sichtbar sein! Und auch der Treffpunkt „Am Flaggenmast“ ist jetzt wieder komplett, denn für Signale an Land bei Regatten, Skipperbriefings, Siegerehrungen, aber auch bei Verabredungen zum Freizeitsegeln, ist der Flaggenmast eine Orientierung auf dem großen Clubgelände…

Der neue Flaggenmast wurde von Rolf Schäfer und seinem Team von der Key-Largo Werft in mehr als 300 Stunden gefertigt. Das heisst, 2,5 m3 Douglasienholz wurden so geschäftet, dass ein 11,50m langer Mast entsteht der von 48 Zwingen in seine Form gezwungen wurde. Für die schlanke Figur von 21 cm ø am Fuss und 19 cm ø am Kopf und die 9,60 lange Spiere und 3,70m lange Gaffel wurde stundenlang gehobelt und geschliffen, was einen 0,5 m3 Spänehaufen und viel Staub hinterlassen hat. Der „Neue“ verlangte nebenbei auch mindestens 3 Kuchen, 48 Muffins und weitere Köstlichkeiten für die Mannen um Rolf.

Mit 10 l Epoxy, 6 l Binar Öl und 6 l Imprägnierung wurde alles so versiegelt, dass uns dieser Mast bestimmt bis zur 175 Jahre BYC begleiten wird.

Und auch im BYC wurde an dem Gesamtwerk fleißig gearbeitet, viele Stunden flossen in die Renovierung der Rahe, der Maststütze und der U-förmigen Nagelbank mit den Belegnägeln am Mastfuß, sowie die vielen vielen kleinen Dinge, allen voran seien hier die Gebrüder Tom und Moritz Hänska, sowie Fredy genannt.

Alle Fachleute und Helfer können mit besonderem Stolz auf Ihre Arbeit schauen, gerade wenn der Mast aufgeflaggt in der er Sonne erstrahlt.

Bis bald am Flaggenmast!


Zur Geschichte

Der alte Flaggenmast des Brandenburgischen Yacht-Clubs überlebte die Kriegswirren unbeschadet. So diente er mit seinem ehemals weißen Anstrich noch einige Jahre dem Segler – Verein – Wannsee, Sammelgrundstück der Berliner Segler an der Havel, zu Schmuck und Zier. Er stand vor dem Clubhaus, heute Kiesweg und Kaffeeterasse noch südlich von der heutigen Südbrücke. Vom Parademast des früher benachbarten Yachtclub alter Corpsstudenten von Deutschland kam nur ein Püttingeisen mit Schäkel über die Runden. Es ist noch heute in der alten Kaimauer, etwa 50 m nördlich zu sehen.

Mit Fusion SVW und BYC 1959 gab es frischen Wind. Als sichtbares Zeichen war ein prächtiger Flaggenmast vonnöten. Es war nicht schwer, einige Skizzen auf den Tisch zu legen. Die hielt der damalige Vorstand für brauchbar. Kommodore Wilhelm Raatsch jedoch wünschte ein Tischmodell zum besseren Verständnis. Das sollte den ohnehin verwaisten runden Tisch zieren. In Grünau, im alten Clubhaus hatte man auch einen Modell – BYC – Flaggenmast gehabt.

So entstand ein neuer Flaggenmast mit einem richtigen Eselshaupt. Schließlich wußte Kapitän Siegfried Hoffmann ziemlich viel von der Zeit als Rahsegler – er war ein Blauwassersegler der Groß – Segelschiffahrt. Die zunächst geplanten seitlichen Nagelbänke fand er nicht so gut, da er Zweckentfremdung durch Kinderhand ahnte. So kam es dann zu der heute noch prächtigen U-förmigen Nagelbank am Mastfuß. Diese Konstruktion, nach seinem Vorschlag aus Rangoon – Teak mit den Belegnägeln – alle noch vorhanden – wurde von S. Hoffmann gestiftet.

Nun kam das Schwierigste: Das riesige Gelände, nun in einer Hand, bot viele mögliche neuer Standorte! Willi Raatsch verabredete sich mit den Bauleuten an einem trüben Novembermorgen  ( er mit seinem gewaltigen grünen Jägerhut ) zur Standortbestimmung. Wie meist in solchen Fällen blieben zuletzt zwei Vorschläge, Abstand untereinander acht Meter. Willi Raatsch machte ein noch verschmitzteres Gesicht als sonst bei solchen Gelegenheiten. Er teilte diese 8-Meter-Strecke in zwei gleiche Hälften und rammte in die Mitte seinen Spaten. Als Mann vom Fach bestand er bei Gründungen auf einem handfesten Pflock; der markiert noch heute den Punkt seines Willens. An dieser Stelle steht auch unser neuer, nach altem Vorbild erbauter und 1996  aufgestellter Flaggenmast.

Hans Heckmann (* 1923 – † 2016)