BYC-Frauentörn 2024

Sardinien und Korsika | 21.9.-5.10.2024

Ein Team von sieben BYC-Fahrtenseglerinnen erkundete zwei Wochen lang mit der THYMUS, einer gecharterten Dufour 430 die Gewässer um Sardinien und Korsika. Bei fast immer frischem Segelwind, viel Sonne und wenig Regen ließ sich die sommerliche Segelsaison aufs Angenehmste um zwei Wochen verlängern. Das Tyrrhenische Meer, der Golf von Orosei, die mondäne Costa Smeralda, die raue Nordküste Sardiniens, das Maddalena-Archipel und die Straße von Bonifacio boten jeden Tag unterschiedliche und interessante Segelbedingungen.

Schwachwindig bei Hochdruck.

In den ersten Tagen mit Hochdrucklage und schwachem Wind segeln wir von Punta Nuraghe über La Caletta und Cala Gonone zum Golfo di Orosei, wo wir anders als die Tagestourist:innen aus „Cala Gommone“ (aka die „Bucht der Gummiboote“) die Strände und Höhlen der Cala Luna am eigenen Anker erforschen können.

Von dort segeln wir in die Nacht hinein und steuern das malerische Porto Ottiolo an, was wegen der Felsen und Klippen östlich des Hafens einige Aufmerksamkeit erfordert. In einem langen Schlag nach Norden erreichen wir am nächsten Tag das Archipel von La Maddalena. Im Hauptort der Insel Gala Galetta liegen wir direkt unter den Augen des bronzenen Giuseppe Garibaldi. Immer noch sind in den Häfen dieses Reviers auch noch viele andere Augenpaare auf eine reine Frauencrew gerichtet, aber unsere römisch-katholischen Anlegemanöver sind inzwischen perfekt eingespielt. Die Livemusik von der Piazza ist bis weit nach Mitternacht zu hören.

Unter Mistral nach Korsika.

Nach einem Badestopp vor Anker am Capo Ferrari an der Nordseite der Insel soll es am nächsten Vormittag über die Straße von Bonifacio gehen. Und der Wind kommt wie angesagt – bei frischen 23 kn Wind rauschen wir flott Richtung Korsika.

In Porto Vecchio an der Ostküste verbringen wir unseren einzigen Mistral-Hafentag mit Reparaturen, Fischkauf und Open-Air-Konzert in der Altstadt. Abends kommt Bettina dazu und die Crew ist komplett.

Von Porto Vecchio aus kreuzen wir um die Ile de Cavallo und Lavezzi herum nach Bonifacio, bis sich in den Kalksteinklippen schließlich die 1sm lange, fjordartige Hafeneinfahrt von Bonifacio vor uns auftut.

In einem langen Kreuzschlag geht es dann anderntags wieder über die Straße von Bonifacio an die Nordküste Sardiniens nach Castelsardo und nach einer neuerlichen Nachtansteuerung legten wir in einer modernen Marina an unterhalb des Castells an, bevor wir am nächsten Tag um das Capo Testo nach Osten Richtung Santa Teresa Gallura segeln.

Unter dem Schutz der Guardia Costiera in Cala Mangiavolpe.

Mit zwei Reffs im Groß kreuzen wir tags darauf vor dem Wind in Richtung La Maddalena-Archipel. Für den folgenden Tag ist wieder Mistral angesagt; Météo France und ItaliaMeteo funken Sturmwarnungen und Michaela und Bettina funken sich auf der Suche nach einem Liegeplatz die Finger wund, aber die Häfen auf La Maddalena sind voll. Schon jetzt sind es 24 Knoten Wind aus West, mehr ist angesagt und wir drehen etwas demoralisiert um, um es in Palau zu versuchen. In diesem Moment kommt ein Marinero in seinem RIB aus einem der Häfen geschossen, und lädt uns ein, in Cala Mangiavolpe festzumachen. Erleichtert verbringen wir den Abend am Kai vor der in italienischen Nationalfarben beleuchteten Zentrale der Guardia Costiera.

Nochmals Mistral.

Für unseren vorletzten Segeltag ist erneut Mistral in Sturmstärke angesagt, stündlich werden die nautischen Warnungen gesendet.

Obwohl wir telefonisch schon einen Liegeplatz in Porto Cervoreserviert haben, entschließen wir uns für die sichere Variante und segeln schon früh morgens an der Costa Smeralda vorbei.

So sind wir am Abend in der Marina di Portisco nahe unserem Heimathafen und haben am Freitag bei 8 Bft. nur noch einen kurzen letzten Schlag.

Abends wird der Grill eingeweiht – es gibt Muscheln und die riesigen Doraden von La Maddalena und aus dem Ofen kommen Wiebkes berühmte Bordmittel-Brownies.

Nach 356 gesegelten Seemeilen bei mildem Klima und schönem Segelwind scheint nun auch an der Costa Smeralda der Herbst anzubrechen und wir fliegen etwas schweren Herzens zurück nach Berlin.

Fotos: "Thymus-Crew"