Seetörn 2020 | Etappe #3 Helsinki – Stockholm

Durch die Schären nach Stockholm

29.8. Sandvik (Kökar) – Degerby

Morgens Törnplanung in Coronazeiten: Entgegen dem ursprünglichen Plan, den nächsten Crewwechsel in Stockholm zu machen, hatten wir uns schon im Juli für den „sicheren Hafen“ Riga entschieden. Anfang dieser Woche haben allerdings die Behörden der baltischen Republiken eine Quarantänepflicht für Reisende aus Deutschland verhängt. Würden wir eine Transitregelung geltend machen können? Nach vielen Mails, Telefonaten und Messages zwischen Berlin, Riga und Finnland wird klar, dass dies zu viele Unwägbarkeiten birgt.

Vor diesem Hintergrund entschließen wir uns, von den Ålands aus nicht nach Süden, sondern nach Westen zu segeln und Stockholm anzusteuern.

Gegen Mittag geht es los, wir haben raumschots Wind bis 4, der leider gegen Abend etwas einschläft. Auch die alte Lotsenstation Degerby ist vollkommen eingeschlafen – der Supermarkt hat gerade fürs Wochenende zugemacht und auch Kneipen sind keine mehr offen.

30.8. Sonntag Degerby – Mariehamn

Der Tag beginnt mit schönem Segeln bei wenig Wind aus NO. Wir gehen auf einen langen Westkurs durch die åländischen Schären. Mittags herrscht dann allerdings Flaute, so dass wir den Rest unter Motor fahren müssen. Vor Mariehamn, der Hauptstadt der Ålandinseln, begegnen wir im Minutentakt großen Fähren und fühlen uns irgendwie an die Autobahn erinnert.

31.8. Hafentag in Mariehamn

Zusammen besuchen wir die Viermastbark POMMERN und das Seefahrtmuseum. Der 1903 für eine deutsche Reederei gebaute P-Liner segelte von 1923 bis 1945 unter åländischer Flagge und wurde aufwändig als Museumsschiff restauriert. Die dazugehörige Ausstellung erzählt die Geschichte der åländischen Seeschifffahrt und der Reisen der Pommern, die vor allem zwischen Australien und Europa Weizen transportierte.

Aus Berlin erreicht uns die Nachricht von Hannes Tod.

1.9. Mariehamn – Sandhamn

Bevor wir gegen 7 Uhr lossegeln, setzen wir im Gedenken an Hanne unseren Clubstander auf Halbmast.

Nach Süden geht es durch das auch heute von großen Fähren frequentierte Fahrwasser. Gegen 9 Uhr haben wir die alte Lotsenstation Kobbaklintar und gleich darauf den Leuchtturm Marhällan querab – wir verlassen die Ålands.

Bei Sonne und raumschots Wind segeln wir knapp 25sm nach SW und passieren gegen Mittag die schwedische Grenze. Der Leuchtturm Tjärven markiert die Einfahrt zum schwedischen Schärengarten.

Weitere sieben Stunden lang segeln wir raumschots und vor dem Wind zwischen den von der Abendsonne beschienenen Inselchen, vorbei an Leuchttürmchen, Bootsstegen und kleinen Saunen.

Die Navigation ist kleinteilig und nicht ganz trivial, macht aber großen Spaß. Gegen 20 Uhr runden wir die Inselgruppe Gastholm und fahren Am-Wind nach Westen auf den noblen Yachthafen Sandhamn zu.

Ganz erfüllt von über 12 Stunden unter Segeln wollen wir zum Anlegen die Maschine starten, aber die spielt nicht mit. Beide Batterien sind leer und wir haben wieder was über das Schiff gelernt: Verbraucher- und Anlasserkreislauf sind nicht getrennt.

Also unter Segeln anlegen!

Das Anlegemanöver gelingt einwandfrei und geräuschlos und wir nehmen ein verdientes Anlegebier im schicken Sandhamn Seglarhotell neben dem Königlichen Segelclub KSSS.

Der 1830 gegründete Kunglika Svenska Segelsällskapet ist mit über 5000 Mitgliedern Schwedens größter Segelclub.

2.9. Sandhamn – Saltsjöbaden

Sandhamn ist nicht nur Ausgangspunkt der berühmten Regatta ‚Gotland Runt‘, sondern auch sonst ein Zentrum des schwedischen Segelsports.

Jetzt, Anfang September, ist davon allerdings nichts mehr zu spüren und eine beschauliche Ruhe liegt über dem Ort. Nach einem kurzen Landgang geht es mittags unter Genua wieder raus zum Leuchtturm Gastholm, dann Richtung SW und NW durch die Schären.

Bei frischem Wind aus Ost und dichter Bewölkung kommen wir nur unter Genua flott voran. Schon von weitem sehen wir die riesigen alten Badehäuser – Saltsjöbaden ist ein Spielplatz der Reichen und Schönen Stockholms.

Vor der Kulisse des Grand Hotels legen wir an.

Auch dieser Hafen gehört dem Königlichen Schwedischen Yachtclub KSSS. Wir sind beeindruckt vom regen Clubleben und beobachten eine Mittwochabendregatta, sehen beim Optitraining zu und bestaunen die großen Flotten von Laser, Skiffs, 29er, 2.4, J-70 und anderer Klassen.

3.9. Saltsjöbaden – Stockholm Wasahamnen

Heute ist es nur noch ein kurzer Schlag nach Stockholm, aber der hat es in sich. Unter Motor geht die Fahrt vorbei an zahllosen Sommerhäusern mit teils luxuriösen, teils liebevoll selbstgebauten Saunen und Bootsstegen. In der engen, verwinkelten Durchfahrt südlich der Insel Torö beträgt die Wassertiefe teils kaum mehr als die sprichwörtliche Handbreit unter dem Kiel. Vorbei an der Halbinsel Beckholmen, begleitet von unzähligen kleinen Fähren legen wir im Wasahafen unterhalb des gleichnamigen Museums an.

Im Laufe des Tages trifft die Crew des Ausbildungstörns in Stockholm ein.

Für Crew #3 geht der Törn hier zu Ende und wir gehen mit schönen Erinnerungen an tolle Segeltage und ein beeindruckendes Segelrevier von Bord.