Seetörn 2020 | Etappe #2 Riga – Helsinki

… inzwischen in Finnland

20.8. Tallinn – Helsinki

Nachdem wir morgens die Leinen im alten Hafen von Tallinn losgeworfen haben, geht der Kurs unter Motor parallel zum TSS durch ein langes Fahrwasser und kreuzt schließlich zwei weitere Verkehrstrennungsgebiete, die freundlicherweise so etwas wie ‚Zebrastreifen‘ für den regen Fährverkehr haben und die wir auch nutzen dürfen. Ab Mittag dann Segelspaß auf Am-Wind-Kurs und am Nachmittag wird die estnische gegen die finnische Gastlandflagge getauscht. In der Abendsonne tauchen wir hinter dem Leuchtturm Harmaja in die rege Feierabendsegelei von Helsinki ein und umrunden zwischen Oldtimern, Seglern unter Spi, Sunsetcruises und anderen Sportbooten aller Art die Festungsmauern von Suomenlinna. Abends machen wir unterhalb der großen orthoxen Kathedrale in der Altstadt-Marina auf der Halbinsel Katajanokka fest.

21.8. Freitag Hafentag in Helsinki

Auf der Insel Lautassari werden ein neuer Wasserttank und zwei Festmacher besorgt. Gleich bei uns am Hafen gibt es eine kleine, feine Markthalle, in der es auch Rentier-, Bären- und Robbenfleisch zu kaufen gibt. Mit der Fähre setzen wir am Abend über zum Segelclub Helsingfors Segelsällskap und bewundern das schöne Gelände, das sich über mehrere Schären erstreckt, die vielen gut gepflegte Klassiker, Schärenkreuzer und ein eganze Reihe Swans. In der Geschäftstelle treffen wir uns mit der Geschäftsfühererin zum Austausch unserer Clubstander und bekommen auch eine interessante Festschrift, die zum 125 jährigen Jubiläum des HSS erschienen ist. Man erkundigt sich nach den Mitgliederzahlen und ist sichtlich erstaunt, dass der BYC so ein kleiner Club ist. Kurzes Schweigen als wir uns als drittgrößten Club Berlins vorstellen.

Heute geht auch unser Teil der Reise zu Ende: Am Nachmittag gehen Götz, Gunnar und Linus von Bord.

22.8. Samstag Hafentag in Helsinki

Stadtbummel bei Regen. Zum Abschiedsessen schiffen wir uns mit der kleinen Fähre auf der Insel Blekholmen /Valkosaari ein, wo der Nyländska Jaktklubben, der älteste Yachtclub Finnlands, residiert. Im altehrwürdigen Clubhaus aus weißem Holz studieren wir die vielen Stander und Wimpel an den Wänden und finden in der Bibliothek auch das eine oder andere deutsche Schriftstück.

23.8. Hafentag

Ein kurzer Besuch bei NJK, Proviant, Verstauen, Sicherheitseinweisung. Abends und nachts Gewitter.

24.8. Draußen ist zu viel Wind von vorn…

Ein Segelschlag nach Tallinn wäre ein Traum, aber leider unterliegen seit heute Reisende aus Deutschland auch hier der Quarantänepflicht, so dass dieser Schlag nicht infrage kommt. Stattdessen fahren wir bei ablandigem Wind in den Regenpausen ein paar Segel- und An- und Ablegemanöver zum warm werden. Abends gibt es spektakulären Lachs mit Spitzkohl und Ingwer von Andreas.

25.8. Helsinki – Hanko

Die Wecker klingeln um 3 Uhr, wir frühstücken in Ruhe und sind noch vor 5 Uhr unterwegs. In der gerade beginnenden Dämmerung und Flaute geht es wieder vorbei an der Festung und durch die unzähligen, der Stadt vorgelagerten Schären. Unser erstes Etappenziel Porkkala haben wir schon gegen 10 Uhr querab. Der Wind ist gegenan, bläst aber mittlerweile mit angenehmen 3-4 Windstärken, wir entscheiden, weiter nach Westen ins 50 sm entfernte Hanko zu segeln und machen uns ans kreuzen. Aus SW steht eine alte Welle, die aber etwas abnimmt, sobald wir das freie Wasser des finnischen Meerbusens erreicht haben. Um 19:30 Uhr nimmt der Wind etwas zu und dreht. Wir können anluven und plötzlich wird der Holeschlag zum Streckschlag. Dergestalt motiviert machen wir das Boot klar für ein Nachtfahrt, schnippeln Gemüse fürs Abendessen und binden vorsorglich ein Reff ein. Das Ziel, durch die Nacht zu segeln um die komplizierte Ansteuerung durch die Schären von Hanko bei Licht anzugehen, können wir allerdings nicht erreichen. Wind und Speed nehmen zu und schon um kurz vor 2 Uhr haben wir die Ansteuerungstonne des Fahrwassers querab – der Krimi beginnt. Die Finnen lieben keine Fahrwassertonnen, greifen aber gerne und großzügig zu verschiedenen Arten von beleuchteten und unbeleuchteten Untiefentonnen. Mit langsamer Fahrt und zwei starken Strahlern stochern wir uns durch. Als wir gegen 4 Uhr die Anlegebiere öffnen, haben wir über 100 sm geloggt und der Wind nimmt wie angekündigt noch mal erheblich zu.

27.8. Hanko – Utö

Morgens um 7 noch schnell Diesel gebunkert, dann geht’s los auf Westkurs durch die Schären. Wir entscheiden uns für das innere Fahrwasser, das gut ausgetonnt (natürlich durch Untiefentonnen und Richtfeuer) durch Tausende von Inselchen und Felsbrocken führt. Wie versprochen hat der Wind auf NW gedreht, so dass wir fast 50 sm auf einem schönen Am-Wind-Kurs genießen – was für ein schöner Segeltag! Auf Utö treffen Bullerbü und Kalter Krieg aufeinander. Der Hafen ist fest in der Hand der Lotsen, die hier historisch neben Leuchtturmwärtern, Zollbeamten und Soldaten ihre Basis haben.

28.8. Utö – Sandvik (Kökar)

Morgens geht es zunächst nach Norden, bevor wir bei raumem Wind nach NW in ein geradezu idyllisches Schärenfahrwasser abbiegen. Bei wenig Wind auf Raumschotskurs findet sich auch Zeit für kleine Reparaturen und Takelarbeiten. Nun sind wir offiziell in den Ålands angekommen, der schwedischsprachigen, autonomen Region, die politisch zu Finnland gehört. In Sandvik liegt außer uns nur noch ein weiteres Schiff – kein Problem, es gibt ja zwei Saunen.

Michaela