Moderne Segel-Fotografie

Das Geheimnis der Peak-Action Segel-Fotografie von Sören Hese

Es ist Sonntag, der 15. Oktober 2017, die Sonne strahlt mit den Gewinnern des Senatspreis 2017 um die Wette. Die Siegerehrung ist gerade vorüber. Sören Hese schlendert durch den Club, mit seiner Nikon und dem großen Kamerarucksack auf der Schulter. Den meisten BYC-Mitgliedern ist der sympathische blonde Mann als der Fotograf bekannt, der die großartigen Regatta- und Segelbilder schießt, die unsere Website schmücken. Heute hat Sören keine Fotos geschossen, sondern sich mit der BYC Redaktion verabredet, um uns im Interview das Geheimnis seiner Bilder zu verraten. Es sind die ungewöhnlichen Perspektiven und einzigartigen Momente, die die Bilder von Sören Hese ausmachen. Jene Bilder, bei der die Wellen gerade eben das Motiv freigeben oder solche, die klassische Yachten mit aufgeblähten Spinnakern auf dem Wannsee aus 30 Meter Höhe zeigen. Die Ideen zu seinen Motiven entwickelt der ehemalige Regattasegler im Kopf, dann konzipiert er die technische Umsetzung.

Typisch sind die dynamischen weitwinkligen tief eingestellten Regattafotos, die Sören mit seiner Unterwasserkamera schießt. Diesen einzigartigen dynamischen Effekt erzeugt Sören, indem er die Kamera bei längeren Belichtungszeiten mitführt. Dafür fährt er mit einem Motorboot ganz dicht an sein Motiv heran, setzt sich und die Kamera in Position und wartet auf den perfekten Moment, in dem sich die Yachten spektakulär vor der Sonne abbilden. Sören verrät uns damit das Geheimnis seiner Bilder. „Das wird selten gemacht, denn gute Bilder sind auf diese Weise schwierig zu realisieren, weil der sich schnell verändernde Unterwasseranteil in den Bildern die Belichtungszeit sehr stark beeinflusst. Es brauchte über 10.000 Bilder bis ich ein Gefühl dafür bekommen habe, welchen Bildanteile ich im Weitwinkelobjektiv der Unterwasserkamera einfange und wie lange es dauert, bis das Wasser auf der Linse des Unterwassergehäuses einen homogenen Film bildet,“ erzählt Sören.

Auch das Festhalten des Peak-Action-Moments sei schwierig. „Das ist der Moment, bei dem eine Manöveraktion an Bord oder die Rigg-Überlappung die höchste Dynamik hat. Für das Foto versuche ich diesen Augenblick zu erahnen und dann präzise zu isolieren. Dafür muss ich aber auch immer an der richtigen Position sein.“

Am Computer verleiht der 47-Jährige Bildprofi seinen Fotos durch eine feine Farb- und Kontrastkorrektur die besondere Sören-Hese-Handschrift. Das ist die eigentliche Arbeit und dauert dreimal so lange wie das Fotoshooting selbst.
Seine Auftraggeber und Kunden sind die Regatta-Veranstalter, die Klassenvereinigungen und Bootsbauer sowie Segelmacher, die außergewöhnliche Werbebilder brauchen. Aber auch Privatleute, die selbst abgebildet sind. Hier zeigen die Besitzer der Klassiker das größte Interesse.

Die Überraschung 

Davon lebt Sören jedoch nicht. Der Yacht- und Regattafotograf ist hauptberuflich eigentlich Geowissenschaftler und lehrt und forscht als Privatdozent Dr. Sören Hese an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Als Spezialist für die Satellitenbildverarbeitung führt er anhand der Bilder Berechnungen von Vegetationseigenschaften oder der Biomasse durch. „Damit können Rückschlüsse auf die CO2-Absorption im Zusammenhang von Klimaveränderungen ermittelt werden. Auch die Strukturen urbaner Gebiete und deren Funktion können wir gut über Satellitenbilder analysieren. Das ist sozusagen die wissenschaftliche Seite der Fotografie,“ schmunzelt er.

Auch Drohnen kommen für die wissenschaftliche Zwecke zum Einsatz, so z.B. für die Zentimeter-genaue Vermessung von Einzelbaumkronen.

In den 90er Jahren ist Sören selber viel Korsar Regatten gesegelt. „Mich fasziniert diese Kombination, eine technische Sportart auszuüben, aber dennoch dem Wetter und dem Wind so direkt ausgeliefert zu sein. Dabei ist das Segeln sehr ästhetisch und auf dem Wasser ist man schlagartig in einer anderen viel weiteren und wilden Welt.“ Bereits damals hatte er schon fotografiert. Als seine Frau Anja und er ihre beiden Kinder (13/9) bekamen, hat sich Sören ganz der Fotografie gewidmet. „Das war viel flexibler.“
Den Berliner Yacht Club bezeichnet Sören als „einen herausragenden Yacht Club“. Einmal, weil er Heimat für eine große Klassiker-Gemeinschaft ist (viele Schärenkreuzer sind im BYC beheimatet) und auch, weil viele wichtige große Meisterschaften über den BYC ausgetragen werden. Das Team und der Vorstand unterstützen außerdem immer wieder seine Fotoshootings. „Der Club stellt mir oft ein schnelles, und von der Regattaorganisation unabhängiges, Motorboot zur Verfügung, und ich bin in das Regattateam voll eingebunden. Diese Akzeptanz erleichtert das Arbeiten ungemein und macht diese Bilder oft überhaupt erst möglich.“

Sörens Bild zeigt die Manöver der Regatta-Boote an der Lee-Tonne aus 100 Metern Höhe. Sören hat sie in Einzelbildern von der Drohne aus fotografiert und am Computer als Zeitserien-Sequenz zusammenmontiert. In der Form ist das bisher nur selten gemacht worden.

Das besondere Geschenk

Die besten Klassiker-Motive hat Sören erstmalig für einen Segel-Kalender zusammengestellt – Segelsport-Action und Segelromantik. Mitglieder des BYC können diesen Kalender für 2018 exklusiv für 34,95 Euro zzgl. Versandkosten erwerben.

https://www.byc.berlin/klassiker-segel-kalender-2018-von-soeren-hese/

Der Berliner Yacht Club ist stolz darauf, dass Sören Hese mit seinen Bildern das Clubleben und BYC-Geschichte dokumentieren und unsere Webseite zu etwas Besonderem macht.

Vielen Dank.

Quelle: Elle Langer

Fotos: Sören Hese