ILCA7 EURO in Athen

Bericht von der Europameisterschaft

Knapp 10 Tage nach meiner Rückkehr von der Weltmeisterschaft in Australien ging es schon wieder weiter zur Europameisterschaft nach Athen. Der enge Zeitplan diesen Winter ist den Olympischen Spielen im August geschuldet.

Nachdem ich unzufrieden mit meinen Leistungen aus Australien zurück kam, hatte ich mir viele Gedanken über meine Zukunft im Höchstleistungssport gemacht. Ich wollte mich nie wieder so unglücklich und unzufrieden auf dem Wasser fühlen wie bei der WM. So hatte ich mir nur ein einziges Ziel für die Europameisterschaft gesetzt: Ich wollte zufrieden sein, das Segeln an sich genießen und wieder den Spaß am Racen und Messen mit anderen finden. Zurück zu den Anfängen, als alles mit Leichtigkeit funktionierte und ich mich mit einem großem Lächeln den Herausforderungen stellte.

Präzision und Cleverness waren gefragt!

Da die Weltspitze nicht bei dieser EM dabei war, wusste ich, dass ich zu den erfahreneren Seglern im Feld gehörte. Dennoch oder gerade deshalb war höchste Präzision gefragt. Die leichten Windbedingungen gaben den leichten und jüngeren Seglern ein Geschwindigkeitsvorteil, den ich nur über cleveres Segeln ausgleichen könnte.

Lange Wartzeiten auf Wind charakterisieren die Regatta. Doch als es dann endlich losging, konnte ich zu meiner Zufriedenheit genau das Umsetzen was ich mir vorgenommen hatte. Im ersten Rennen gelang es mir bereits als Erster an der Tonne 1 anzukommen und nach dem ersten Gate ein Vorsprung von über 30 Sekunden auf den Zweitplatzierten zu haben. Ein wirklich cooles Gefühl so in die Regatta zu starten. Mit weiteren erfolgreichen Rennen an den Tagen danach, lag ich auf Platz 8. als am letzten Tag die Finalläufe begannen. Hätte ich im letzten Rennen am Tag zuvor nicht den Ausreitgurt bei einer Wende verfehlt und ins Wasser gefallen, wäre ich vermutlich sogar Gesamt Zweiter gewesen. Naja, ein bisschen Chaos ist bei mir dann halt irgendwie doch manchmal noch dabei 🙂

Hoffnung und Aufgabe…

Mit Hoffnungen und Chancen auf eine Medaille startete ich motiviert in die Finalläufe. Leider kam es anders als gedacht. Schon im ersten Rennen bekam ich bei einer Aufholjagd auf den Rest des Feldes meine zweite Gelbe Flagge der Regatta – und ich musste das Rennen aufgeben. Mein Streicher für die Regatta hatte ich damit.

Mir war bewusst, dass ich noch fokussierter werden musste und das gelang mir. Nach der ersten Kreuz lag ich bereits auf Platz 8 und nach kurzer Zeit hatte ich drei weitere Boote auf dem Reach überholt. Doch weiter kam ich leider nicht. Zu meinem Entsetzen bekam ich noch eine gelbe Flagge von der Jury und musste auch dieses Rennen aufgeben.

Erschrocken und frustriert fragte ich die Jury nach dem Rennen nach dem Grund der Entscheidung. Anscheinend hatte ich zu viel mit der Schot gearbeitet. Bei 7 Knoten Wind auf einem Reach mit Wellen aus jeder Richtung, eine für mich eher fragwürdige und harte Entscheidung, welche mir leider den Top Ten Platz bei der Europameisterschaft kostete.

… dennoch – erfolgreichste EURO ever!

Wie dem auch sei, gehören solche Entscheidungen eben auch zum Segelsport dazu und ich hätte es erst gar nicht soweit kommen lassen dürfen. Mit einem Gesamt 29. Platz beendete ich meine bislang erfolgreichste Europameisterschaft. Auch wenn das Ergebnis mich nicht im Ansatz zufrieden stellt und mich die Situation immer noch beschäftigt, konnte ich ein weiteres Puzzleteil meiner Entwicklung hinzufügen. Vor allem im Vergleich zu der Weltmeisterschaft, habe ich das Gefühl, dass ich immer näher an mein optimales Leistungsniveau herankomme.

Nach einem Training auf Mallorca freue ich mich bereits auf die Princess Sophia Regatta in Palma Anfang April.

Vielen Dank für die Unterstützung und das Mitfiebern an alle! Ebenfalls vielen Dank an die Robert Rothe Stiftung, dem Heinz Nixdorf Verein, der Element22 GmbH und der Jugendabteilung des BYC für die finanzielle Unterstützung und die nette Ehrung beim Captain’s Dinner letztes Wochenende. War ein sehr schöner Abend!

Viele Grüße aus Kiel,

Euer ILCA7 Segler Justin